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  • Es ist auch viel falsch in der Partei und ich kenne selber ehemals aktive Mitglieder die die Partei schon lange verlassen haben, weil die Probleme schon seit Jahren bestehen und die Partei den Anschluss an die Kernwählerinnengruppe quasi lomplett verloren hat.

    Aber die jetzige Austrittswelle wurde ja durch die Debatte um Israel und Palästina im Parteitag getriggert. Da hat halt der antideutsche Flügel massiv an Einfluss verloren innerhalb von dem was von der Linken noch übrig geblieben ist. Die vielen anderen Probleme gabs’s ja auch schon vorher aber anscheinend ist das dann halt deren rote Linie.






  • Absolut was Saleh gesagt hat, zudem geht es auch um Austauschprogramme, etc. Die Protestierenden fordern einen akademischen Boykott bis der Völkermord und die Kolonisierung ein Ende finden.

    In israelischen Universitäten sind viele Reservisten, wer heute im Hörsaal sitzt hat gestern womöglich Kriegsverbrechen begangen und war Komplizin in einem Völkermord. Neben solchen Leuten möchte ich nicht sitzen. Und für palästinensische Studierende, deren Familien gerade von genau den selben Menschen kaltblütig ermordet werden ist das zudem eine höchst traumatische Erfahrung.

    In einer globalisierten Welt existieren auch Universitäten nicht in einem Vakuum.

    Hinzu kommt auch die Art und Weise, wie die Situation in Deutschland dargestellt wird. Es ist auch bezeichnend, dass es hierzulande immernoch „Nahostkonflikt“ heißt, obwohl wir eigentlich von „Palästina-Kolonialisierung“ sprechen müssten. Die Art und Weise wie wir über Themen sprechen wird meist in Universitäten mitbestimmt. Die Proteste gehen auch darum, den geschichtsblinden Diskurs in eine Richtung zu lenken, die näher an der Wahrheit ist.


  • Edit: vielleicht hätte ich einfach nur diesen Artikel verlinken sollen

    Danke dir auch für deine Antwort! Ich stand tatsächlich schon vor 10 Jahren mit 20 anderen Leuten auf Demos, als Gaza 2012/14 ähnlich brutal bombardiert wurde, aber zum Glück nicht so langanhaltend wie jetzt. Damals hielten uns die meisten Leute für Spinner und Extremistinnen. Das mit den rassistischen Kommentaren über die Kufiya war leider schon immer ein Thema.

    Auf der anderen Seite finde ich es auch unaushaltbar, dass Synagogen bewacht werden müssen und Menschen Angst haben, eine Kippa zu tragen oder sich als jüdisch erkennbar zu zeigen. Da bin ich komplett bei dir.

    Als Straftatbestand des Völkerstrafrechts fällt die Feststellung in die Hoheit des IStGH und nicht in die Hände (interessierter) Laien.

    Natürlich ist Gaza oder auch die Ukraine „offiziell“ kein Genozid, das wird noch Jahre dauern bis die juristischen Verfahren abgeschlossen ist. MMN sind beide Fälle so offensichtlich, dass man sich diese Abkürzung erlauben kann. Aber verstehe auch deine Sichtweise und finde sie natürlich gerechtfertigt, solange sie konsistent ist. Meine Kritik galt daher eher der fehlenden Konsitenz insbesondere in der Politik.

    Ist ja nicht speziell zum Thema Palästina, es geht ja der Klimabewegung z.B. genauso im Vergleich zu den Bauernprotesten, oder leider auch China und Aserbaidschan teilweise. Liegt also z.B. eher daran, von welchen Verbrechern Lobbyisten die Politiker ihre Bestechungsgelder Parteispenden erhalten.

    Das würde mich dann zum letzten Punkt bringen, nämlich die Rolle der Medien als 4. Gewalt, z.B. bei Klimaprotesten, Chatkontrolle oder eben auch Propaganda in Kriegen. Das kann auch alles klappen und gerade in so einer Situation wo alle Seiten Propaganda verbreiten bräuchten wir die Medien umso mehr.

    Am Beispiel vom verbrennenden Menschen: wenn solche Videos herumgehen, dann wäre doch die Aufgabe von einer guten Journalistin zu prüfen, warum das Zelt brennt. Ob da wirklich ein Krankenhaus angegriffen wurde. Wer dieser Mensch war. Ob deutsche Waffen oder Waffenteile benutzt wurden. Natürlich ist das alles schwierig, aber das ist mMn die Aufgabe der Medien als 4. Instanz und da habe ich leider massiv das Vertrauen verloren. Denn es wurden leider schon israelische Propagandalügen ungeprüft weiterverbreitet, das ist für mich kein journalistischer Standard.

    Mir geht es also um viel mehr als „eine Seite gut, eine Seite schlecht“. Ich vertraue Hamas ehrlich gesagt auch nicht, dass sie sich für einen einzigen demokratischen, säkularen Staat mit gleichen Rechten für alle Ethnien und Religionen einsetzen würden, insbesondere nicht nachdem ihre gesamte Führung dezimiert wurde. Das wäre mMn aber die einzige Lösung zusammen mit einer Aufarbeitung der Kolonialverbrechen und Entschädigung und möglicher Rückkehr für die Vertriebenen. Aber davon sind wir ja leider weit weg.


  • Wer die Eskalation in Berlin mitbeobachtet hat, wird sich nicht wundern. Während an der TU die Präsidentin den Dialog sucht und sich etwas Vertrauen bei den Studierenden verdient hat, haben die FU und die HU auf Eskalation gesetzt.

    Im Ergebnis bleibt es an der TU weitestgehend friedlich und in der HU und FU eskalieren die Proteste immer weiter. Muss man nicht unterstützen oder als zielführend sehen, ist aber auch nicht weiter verwunderlich angesichts der absolut inakzeptablen Einschränkungen im Versammlungsrecht und in der Meinungsfreiheit seitens der Präsidien und der absolut ekelhaften Polizeigewalt.

    Ich möchte diese Eskalationen hier nicht rechtfertigen oder negieren, aber wer hier nur die Schuld bei den Demonstrierenden sucht macht es sich viel zu einfach.


  • Sorry für die Wall of Text hier aber ich hoffe du verstehst anhand der Beispiele, was ich meine und wieso ist nicht einfach nur „Ich will eine Filterblase haben“ ist.

    tldr; Straßenbild ist anders, musste aber erkämpft werden. Medien sind mMn immernoch sehr einseitig, Leid der „anderen“ wird ausgeblendet, Leid der „eigenen“ instrumentalisiert.

    Ja ich stimme dir zu, dass auf der Straße ein anderes Bild herrscht. Das war allerdings bis vor einem Jahr nicht wirklich der Fall, da musste man auf Eierschalen balancieren um über Menschenrechte etc. auch nur sprechen zu können.

    Die Kufiya habe ich auch seit letzten Jahr wieder häufiger getragen. Das war aber auch nicht selbstverständlich, gerade am Anfang haben mich viele Leute angestarrt und ich hatte ernsthaft Angst dass mich deshalb jemand angreifen wird. Ich habe mir auch rassistische Kommentare wie „Küchenlappen“, „Terrortuch“ etc. anhören können. Es war ein ermüdender und auch angsteinflößender Prozess. Ich würde trotzdem immer dazwischen gehen, wenn jemand wegen einer Kipps angefeindet würde. Das hat mit keinem Konflikt was zutun, das ist Judenhass.

    Nun beühlich der Menschenlandschaft habe ich ja explizit von einem neutralen Medium ala The Guardian gesprochen. Das ist für mich wichtig, denn es geht hier ja nicht um ein Fußballspiel sondern um universelle Menschenrechte. Die werden in China und Russland mit Füßen getreten und wir haben kein Problem damit, den Genozid an den Ukrainern und an den Uyghuren als solche zu benennen.

    Wenn jedoch unsere Verbündeten Kriegsverbrechen und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit begehen, möchte ich das genauso erfahren und ich möchte die selbe Empörung von unseren Eliten erleben. Das sehe ich aber nicht.

    Ich fand z.B. das Videos absolut Horror, als eine augenscheinlich tote junge Frau auf einem Pickup durch die Stadt gekarrt wurde. Das Video werde ich wohl leider nie vergessen. War grauenhaft. Das war wochenlang ein Thema und man war absolut schockiert und wollte Gerechtigkeit und Konsequenzen. Das wurde dann leider auch instrumentalisiert, um noch härteres Vorgehen (aka noch mehr Bomben) zu fordern.

    Ich habe leider vor 2 Tagen ein Video gesehen, als nach einem Bombenangriff auf ein Krankenhaus in Gaza ein Patient an IV-Schläuchen bei lebendigem Leib verbrannte. Wie er nochmal den Arm ausstreckte und versuchte nach Hilfe zu rufen werde ich wohl auch niemals vergessen. Das ist eines der schlimmsten Videos die ich jemals gesehen habe.

    Das habe ich in deutschen Medien nichtmal als Randnotiz erwähnt gesehen und das ist einfach nicht okay. Das sollte jeden Menschen empören und schockieren, aber da ist wohl nicht in die Fußballteam-Mentalität der Politik und Medienschaffenden passt, wird das Leid der „anderen“ einfach ausgeblendet. Und deshalb finde ich es wichtig, Räume zu schaffen, in denen sowas Platz hat. Nicht, weil man sich für eine Seite entschieden hat, sondern weil jeder Menschen das Recht hat, zu existieren und wenn dieses Recht ihm genommen wird, dann müssen wir darüber sprechen können, ohne dass ständig jemand dazwischen fährt und uns fragt ob wir auch brav Hamas verurteilen bevor wir trauern dürfen.


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    1 month ago

    Hmm, also ich finde die deutsche Debatte um die Geschehnisse aber auch ziemlich speziell. Die übrig gebliebene Community ist natürlich tatsächlich sehr pro-Palästinensisch aber für mich persönlich ist es sehr wichtig, dass so eine Community existiert, einfach weil die Palästinensische Sichtweise (oder eher die des globalen Südens, die antikoloniale) in den deutschen Medien und der deutschen Politik größtenteils ausgeblendet wird. Ein Medium wie z.B. Guardian das die Situation möglichst neutral darzustellen versucht, gibt es ja auf Deutsch gar nicht.

    Ich habe aus Respekt vor der Mod-Entscheidung jetzt mal versucht, meine eigene Meinung zum Thema so weit es geht rauszuhalten, deshalb nur das als Meta-Kommentar und ich entschuldige mich falls das jetzt schon zu sehr ins Thema reingeht.






  • Danke für deinen Beitrag. Ja es ist in der Tat lächerlich. Ich hatte damals Bafög Anspruch auf einen zweistelligen Betrag weil meine geschiedenen Eltern gemeinsam „zu viel“ verdienen und dann hätte ich z.B. meine Eltern auf Unterhalt verklagen können, was ich aus offensichtlichen Gründen nicht wollte und dann hätten außerdem meine Geschwister nichts gehabt.

    Ich habe mich dann mit 2 Jobs während dem Studium über Wasser gehalten, hab mich auch mal auf ein Stipendium beworben, aber leider wollte mir kein Prof eine Empfehlung geben, da meine Noten wegen den Nebenjobs nicht so gut waren. Ehrenamt konnte ich leider auch keins ausüben, weil ich wegen den Nebenjobs keine Zeit hatte. Ein gutes Motivationsschreiben hat auch nicht wirklich geklappt, weil ich aufgrund meines Migrationshintergrunds und Nichtakademikereltern auch keine Ahnung hatte, wie man sowas macht.

    Das könnte man natürlich jetzt auch so auslegen, dass ich einfach nicht begabt genug war. Möchte mich hier nicht doxen aber bin dann später doch unüblich erfolgreich geworden und habe Dinge erreicht, die man mit durchschnittlicher Begabung nicht erreichen kann.

    Warum ich das ganze hier teile? Ich finde das System auch außerordentlich unfair und eher eine Art Fördertopf für Akademikerkinder, da Stallgeruch deutlich mehr zählt als tatsächliche Begabung. Ist natürlich nicht ausschließlich so bevor mir da jetzt jemand widersprechen möchte, aber sozioökonomischer Status oder Migrationshintergrund spielen hier deutlich weniger eine Rolle als die Begabtenförderungswerke es darstellen möchten.