Führungskräfte des Tesla-Werks in Grünheide haben häufig krankgeschriebene Mitarbeiter zuhause aufgesucht. Der Werksleiter verteidigt das Vorgehen - die Gewerkschaft IG Metall spricht von einer "abwegigen Aktion".
das System wird hier schon sehr offensichtlich ausgenutzt
Alternative Interpretation:
Im Allgemeinen nutzt die Firma die Beschäftigten aus, die durch irrationale Loyalität und/oder starken Druck vom Management davon absehen sich krank zu melden auch wenn das nötig wäre (und damit andere Beschäftigte unnötig anstecken, also den tatsächlichen Krankenstand insgesamt verschlimmern). In der Spätschicht und nah am Wochenende wird diesem Effekt durch andere Faktoren stärken entgegengewirkt als sonst. Das macht es nicht zum “offensichtlichen Betrug” wenn zu den Zeiten die Ausfallquote höher ist, sondern zur offensichtlich parasitär-selbstzerstörerischen Misswirtschaft wenn die Ausfallquote im Durchschnitt höher ist als bei anderen Firmen der gleichen Branche.
Nachtrag, nochmal ein anderer Denkansatz zur gleichen Situation:
Stell dir vor eine Metrik in deiner Organisation ist signifikant schlechter als bei anderen vergleichbaren Organisationen. Dein Umgang mit Faktoren die diese Metrik beeinflussen ist signifikant anders als bei der überwältigenden Mehrheit der vergleichbaren Organisationen die bessere Werte erreichen. Was machst du als rationales Entscheidy in der Situation?
A) Schauen was die anderen machen und dich anpassen um zum Rest aufzuholen.
B) Schauen was du anders machst als die anderen und das nochmal verstärken, weil du offensichtlich noch nicht extrem genug bist um in der Metrik irgendwann irgendwie auf wundersame Weise besser zu werden als die anderen.
Folgefrage: Was macht deiner Einschätzung nach das Tesla-Management-Team aktuell in der Situation?
Mh, das ist ein sehr guter Punkt. Mir fällt auf, dass das System von Krankschreibung von beiden Seiten beachtet werden muss: der Arbeitgeber muss die Arbeitsbedingungen vertretbar gestalten, wohingegen der Arbeitnehmer sich verpflichtet, das System nicht zu verarschen. Wenn der AG aber seinen Teil der Abmachung bricht und die Arbeitsbedingungen unter Ausnutzung aller Graubereiche maximal arbeitsunfreundlich gestaltet (so wie Tesla meines Wissens nach dem gegenüber nicht abgeneigt ist), dann bricht der Arbeitgeber sozusagen den Gesellschaftsvertrag und der Arbeitnehmer muss sich nicht verpflichtet sehen, seinen Teil der Abmachung unilateral einzuhalten.
Das ändert zwar nichts daran, dass die Arbeitenden hier den Konzern rein formal gesehen betrügen, sehr wohl aber die moralische Einschätzung. Ich denke, wenn jemand sich Dir gegenüber unangemessen verhält, ist es auch okay, wenn Du allen verfügbaren Freiraum nutzt, der Dir zur Verfügung steht - und Krankschreibungen gehören da ja dazu. Es ist ja nicht illegal, sich kranzumelden.
Danke Dir für Deine Rückmeldung! Es ist ein sehr guter Denkanstoß, durch den ich jetzt auch die Position der Gewerkschaft besser verstehe.
Alternative Interpretation:
Im Allgemeinen nutzt die Firma die Beschäftigten aus, die durch irrationale Loyalität und/oder starken Druck vom Management davon absehen sich krank zu melden auch wenn das nötig wäre (und damit andere Beschäftigte unnötig anstecken, also den tatsächlichen Krankenstand insgesamt verschlimmern). In der Spätschicht und nah am Wochenende wird diesem Effekt durch andere Faktoren stärken entgegengewirkt als sonst. Das macht es nicht zum “offensichtlichen Betrug” wenn zu den Zeiten die Ausfallquote höher ist, sondern zur offensichtlich parasitär-selbstzerstörerischen Misswirtschaft wenn die Ausfallquote im Durchschnitt höher ist als bei anderen Firmen der gleichen Branche.
Nachtrag, nochmal ein anderer Denkansatz zur gleichen Situation:
Stell dir vor eine Metrik in deiner Organisation ist signifikant schlechter als bei anderen vergleichbaren Organisationen. Dein Umgang mit Faktoren die diese Metrik beeinflussen ist signifikant anders als bei der überwältigenden Mehrheit der vergleichbaren Organisationen die bessere Werte erreichen. Was machst du als rationales Entscheidy in der Situation?
A) Schauen was die anderen machen und dich anpassen um zum Rest aufzuholen.
B) Schauen was du anders machst als die anderen und das nochmal verstärken, weil du offensichtlich noch nicht extrem genug bist um in der Metrik irgendwann irgendwie auf wundersame Weise besser zu werden als die anderen.
Folgefrage: Was macht deiner Einschätzung nach das Tesla-Management-Team aktuell in der Situation?
Mh, das ist ein sehr guter Punkt. Mir fällt auf, dass das System von Krankschreibung von beiden Seiten beachtet werden muss: der Arbeitgeber muss die Arbeitsbedingungen vertretbar gestalten, wohingegen der Arbeitnehmer sich verpflichtet, das System nicht zu verarschen. Wenn der AG aber seinen Teil der Abmachung bricht und die Arbeitsbedingungen unter Ausnutzung aller Graubereiche maximal arbeitsunfreundlich gestaltet (so wie Tesla meines Wissens nach dem gegenüber nicht abgeneigt ist), dann bricht der Arbeitgeber sozusagen den Gesellschaftsvertrag und der Arbeitnehmer muss sich nicht verpflichtet sehen, seinen Teil der Abmachung unilateral einzuhalten.
Das ändert zwar nichts daran, dass die Arbeitenden hier den Konzern rein formal gesehen betrügen, sehr wohl aber die moralische Einschätzung. Ich denke, wenn jemand sich Dir gegenüber unangemessen verhält, ist es auch okay, wenn Du allen verfügbaren Freiraum nutzt, der Dir zur Verfügung steht - und Krankschreibungen gehören da ja dazu. Es ist ja nicht illegal, sich kranzumelden.
Danke Dir für Deine Rückmeldung! Es ist ein sehr guter Denkanstoß, durch den ich jetzt auch die Position der Gewerkschaft besser verstehe.